Kategorie: | Lesung |
Raum: | Studio 108 |
Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Neonazis ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der linksradikalen WG wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Und immer wieder finden wir uns in der »Bar zum Roten Faden«, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.
Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all der Migrant*innen, die wie der Erzähler – »Das ist kein Deutsch!« – aus ihrer Sprache und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. Tomer Gardi entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.
»Gardi beherrscht die Sprache nicht, er bespielt sie umwerfend ... Er varriiert nicht nur das Deutsche originell, die Handlung verarbeitet raffiniert deutsch-jüdische Geschichte.« (Eva Bucher, Die Zeit)
Tomer Gardiwurde geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin und lebt heute in Tel Aviv. Er war Herausgeber der Zeitschrift »Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba«, ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative Zochrot, die die Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser im öffentlichen Diskurs verankern will. Tomer Gardis literarischer Essay Stein, Papier (dt. 2013 bei Rotpunkt) erschien 2011.